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Paysex: So läuft Prostitution in Deutschland wirklich ab!

Sexarbeiterin sitzt auf einem roten Bett
Prostitution in Deutschland hat viele Facetten. Foto: IMAGO / Pond5 Images

Geld für Sex zu bezahlen, ist ein kontroverses Thema – gesellschaftlich und politisch. Prostitution in Deutschland steht seit Jahren in der Kritik, obwohl die Paysex-Branche boomt. Wir zeigen, wie facettenreich käuflicher Sex ist und welche Fakten hinter dem Mythos Sexarbeit stecken.

Was ist Paysex?

Paysex ist die Definition für „Bezahlter Sex“ oder „Sex gegen Geld“. Er hat verschiedene Formen wie klassische Prostitution, Escort, Webcam-Sex und andere Arten von sexuellen Dienstleistungen, bei denen Geld zwischen den beteiligten Personen fließt. 

Von Prostitution spricht man, wenn sexuelle Handlungen direkt stattfinden. Tabledance und Stripshows gehören beispielsweise nicht zur Prostitution, aber zum Paysex.

Die nackten Zahlen und Fakten zur Prostitution in Deutschland

Laut Statistischem Bundesamt waren 2022 in Deutschland rund 28.280 Prostituierte nach dem Prostituiertenschutzgesetz (ProstSchG) angemeldet, fast 20 Prozent mehr als 2021. Die tatsächliche Zahl der Prostituierten dürfte höher sein, wie die Dunkelziffer vermuten lässt. Die Medien sprechen sogar von Hunderttausenden legal und illegal beschäftigten Prostituierten, Escorts, Callboys und Hobbyhuren – laut dem Paysex-Portal Erobella dürfte es jedoch deutlich weniger Prostituierte hierzulande geben. 

Nahaufnahme der Beine von zwei Prostituierten draußen
Die genaue Anzahl der Prostituierten in Deutschland ist unklar. Foto: microgen – 123RF.com

Ein Fünftel der legal angemeldeten Prostituierten besitzt die deutsche Staatsangehörigkeit. Für die Anzahl der Freier gibt es keine belastbaren Zahlen. Vor der Pandemie machte die Branche einen Umsatz von 15 Milliarden Euro jährlich und einen Gewinn von 7 Milliarden Euro (lt. Statistischem Bundesamt). Deutschland gilt damit als das Bordell Europas. 

Freiwillig oder nicht? Der Lebensstil von Sexworkern

Prostitution wird oft in einem Atemzug mit Menschenhandel und Zwang genannt. Dass diese Probleme bestehen, ist kein Geheimnis. Seit Sexarbeit in Deutschland legal gesetzlich gereglt und nicht mehr sittenwidrig ist, haben sich die Arbeitsbedingungen für Sexworker verbessert: Sie zahlen in die Sozialkassen ein und können Lohn einklagen. Laut einer Erobella-Umfrage können sich 92 Prozent der Sexarbeiter in Deutschland auf ihr soziales Umfeld verlassen, was die Arbeitszufriedenheit erhöht. 

Den Sexarbeiterinnen in Deutschland geht es gut – oder? CSU-Politikerin Dorothee Bär sieht das anders und ist überzeugt, dass keine Freiwilligkeit in der Sexarbeit herrscht und unterstützt daher die EU-Empfehlung für das „Nordische Modell“. Sexarbeiterin und Aktivistin Rory weiß, dass das Leben von 90 Prozent der Prostituierten zwischen Armut und Luxus liegt. Probleme sieht sie eher durch Stigmatisierung als durch nervige Freier. Die Kunden sind übrigens selten einsame Typen, die keine Dates bekommen. Die Mehrheit der Freier sind vergebene Männer, die ihre sexuellen Vorlieben ausleben wollen.

Sextreffen gegen Geld: Varianten von Paysex

Neben professionellen Sexworkern gibt es private Amateure, die durch ihre Leidenschaft für Sex ein kleines Nebeneinkommen generieren. In den vergangenen Jahren hat sich das Bild von der Nutte mit Top-Model-Maßen gewandelt: BBW-Escorts und mollige Huren sind auf dem Vormarsch, genauso wie reife Frauen und welche, die nicht dem gängigen Schönheitsideal entsprechen.

Selbstständige Prostituierte: Sie arbeiten in angemieteten Wohnungen, wechseln regelmäßig die Stadt oder mieten sich in Bordellen und Laufhäusern ein. Konkrete Dienstleistungen werden direkt vor Ort mit dem Freier besprochen.

Escortdame: Escorts bieten neben Sex einen Begleitservice an. Sie begleiten Freier auf Events, Geschäftsreisen, zum Dinner oder zu anderen Aktivitäten, für die sie gebucht werden. Callgirls arbeiten für Agenturen oder inserieren selbstständig auf Escort-Seiten. Sie sind kostspieliger als klassische Prostituierte. 

Dominante Frau in Latex Kleidung und Peitsche
Dominas erfüllen BDSM-Wünsche gegen Bezahlung. Foto: isn5000 – 123RF.com

Dominas: Obwohl Dominas und Fetischladys meist keinen Geschlechtsverkehr mit Kunden haben, fallen sie in Deutschland unter das Prostitutionsschutzgesetz. Die Herrinnen erfüllen die bizarren Wünsche ihrer meist männlichen Kunden: Unterwerfung, Lustschmerz, Erniedrigung und lustvolle Folter. Viele bieten auch Online-Erziehung via BDSM-Cam oder bedienen spezielle Fetische im Chat.

Taschengeld-Huren: Hobby- oder Taschengeld-Nutten sind Frauen, die meist in ihrem eigenen Zuhause Sex gegen Geld anbieten. Mit Paysex verdienen sie sich ein Taschengeld dazu und bieten Freiern dafür oft sogenannten Girlfriend-Sex und das Gefühl, ein Sexabenteuer mit der heißen Nachbarin zu haben. 

Straßennutten: Straßenprostitution ist eine Form der Prostitution in Deutschland, bei der sexuelle Dienste an einem öffentlichen Ort wie eine Straße, Straßenecke oder in Parks angeboten werden. Sex findet bspw. im Auto des Freiers, auf einer Parkbank oder im Stundenhotel statt.

Trans-Huren: Diese besonderen Prostituierten werden immer beliebter. TS-Nutten und Shemale-Escorts sind Transfrauen, die bereits teilweise oder vollständig eine geschlechtsangleichende OP hinter sich haben – und für Heteromänner ein besonderes Sex-Erlebnis schaffen.

Sexualbegleiter: Männer und Frauen, die als Sexualbegleiter tätig sind, unterstützen Menschen mit Behinderungen oder in Seniorenheimen beim Ausleben ihrer Sexualität. Sie sind auf die besonderen Bedürfnisse ihrer Kunden spezialisiert und arbeiten mit Pflegepersonal und Angehörigen zusammen. Sex für Senioren bieten auch klassische Prostituierte an.

Wo findet Sex gegen Bezahlung statt?

Laut Statistischem Bundesamt fand 92 Prozent der legalen Prostitution in Deutschland in verschiedenen Prostitutionsstätten statt (Stand 2022). 9 von 10 Gewerben sind Prostitutionsstätten. 

Bordelle: Gewerbliche Betriebe, in denen unterschiedliche sexuelle Dienste von verschiedenen Prostituierten angeboten werden. Sie sind gesetzlich reguliert und unterliegen verschiedenen Gesetzen und Vorschriften.

Laufhäuser: Im Gegensatz zu einem Bordell, wo die Prostituierten in individuellen Zimmern oder Suiten arbeiten, befinden sich die Arbeitsräume im Laufhaus oft entlang eines zentralen Flurs, ähnlich wie in einem Hotel. Die Prostituierten stehen an ihren Türen und warten auf potenzielle Kunden, die den Flur entlang „laufen“.

Frau flirtet mit Mann mit einem Glas Sekt in der Hand
In Pauschalclubs bekommen Freier neben Wellness auch sexuelle Dienstleistungen geboten. Foto: dmitrimaruta – 123RF.com

Pauschalclubs: Hier zahlen Freier in der Regel einen Eintrittspreis, der ihnen die Nutzung verschiedener Dienstleistungen für eine bestimmte Zeit gewährt. Diese Dienste können Sex mit den Prostituierten, Essen, Getränke, Sauna, Pool, Wellnessbereich und andere Unterhaltungsmöglichkeiten umfassen – eine Art „all-inclusive“.

Saunaclubs: In Saunaclubs liegt der Fokus auf Wellness und Sex. Es gibt Saunen, Whirlpools, Ruhebereiche und Ähnliches. Kunden, die einen Saunaclub besuchen, zahlen in der Regel einen Eintrittspreis, der ihnen Zugang zu den Wellness-Einrichtungen gewährt. Zusätzlich können sie sexuelle Dienstleistungen von den Prostituierten buchen.

Im Hotel: Sterne-Hotels oder Stundenhotels werden oft von Escorts oder Straßennutten genutzt. Der Kunde zahlt für den Sex und für das Hotel. Oft erkennt das Personal nicht, dass es sich nicht um ein klassisches Pärchen handelt, was eincheckt.

In Massagestudios: In speziellen Studios, die erotische Massagen (mit Happy End) anbieten, finden ebenfalls sexuelle Dienstleistungen statt. Die Masseurinnen bieten mehr an als klassische Entspannungsmassagen. 

Private Wohnungen: Hobbyhuren und Prostituierte bieten ihre Dienste in privaten Wohnungen an und empfangen Freier oft in den eigenen vier Wänden. Das schafft eine intime und persönliche Atmosphäre, auch wenn es sich um Sex gegen Bezahlung handelt. 

Beim Kunden: Escorts und viele klassische Nutten kann man bequem nach Hause bestellen. Ein Heimspiel für den Kunden, weil er den Komfort seines Zuhauses genießen kann, während er Sex mit einer Fremden hat.

Die letzten beiden Optionen empfinden Sexarbeiterinnen laut einer Umfrage von Kaufmich.com als besonders unsicher. Mehr als zwei Drittel fühlen sich mit einem Freier in den eigenen vier Wänden nicht sicher – das gilt auch für die des Kunden. Mehr als die Hälfte der Prostituierten finden Besuche bei Freiern bedenklich. Als sicherster Arbeitsort gilt das Hotel (77 Prozent).

Paysex 2.0: Prostitution im Internet

Wer es diskret mag und eine große Auswahl an Prostituierten haben will, sucht online auf speziellen Rotlichtportalen. Sexarbeiterinnen können ihre Angebote und Dienstleistungen dort einer großen Zielgruppe präsentieren, selbstständig arbeiten und auf den ersten Klick überzeugen. Sie haben zudem auf einigen Plattformen die Möglichkeit, ihr Angebot um lukrative Online-Einnahmequellen wie Webcam-Sex, Fotos oder andere exklusive Inhalte gegen Bezahlung zu erweitern. 

In Huren-Foren tauschen sich Freier untereinander aus – was positive Werbung für die Frauen sein kann. Das Problem an solchen Foren ist Nutten-Rating, bei dem Kunden über Sexarbeiterinnen schreiben und sie teilweise wie Ware be- und abwerten. 

Was kosten Prostituierte?

Sexworker legen ihre Preise selbst fest und die variieren je nach Art der Prostitution. Eine Straßennutte bietet Blowjobs und Geschlechtsverkehr im Schnitt für 50 Euro an, während ein High Class Escort sich zwei Stunden ihrer Zeit mit 500 Euro vergüten lässt. Bei letzteren kommen ggf. Hotel- und Restaurantkosten, Reisekosten und kleine Aufmerksamkeiten dazu. Für eine Standard-Stunde mit einer gewöhnlichen Wohnungs-Prostituierten muss man im Schnitt 150 Euro auf den Tisch legen. 

Frau in schwarzen Dessous bekommt Geld in die Hand
Die Preise von Prostituierten unterscheiden sich je nach Buchungsdauer und Service. Foto: fotoember – 123RF.com

Am teuersten ist es laut der Erotik-Plattform Erobella in München (193 Euro pro Stunde). Billige Nutten findet man hingegen in Münster (120 Euro pro Stunde). Spezielle Praktiken wie Analsex und BDSM sind exklusiv und finden eher im hochpreisigen Bereich statt. Aktuell boomen Sex-Auktionen, bei denen Frauen ein Sexdate an den Höchstbietenden verkaufen oder sogar ihre Jungfräulichkeit versteigern. Bei den Angeboten gibt es keine Grenze nach oben.

Von Blowjob bis Girlfriendsex: Was bieten Prostituierte an?

Sexarbeiter bieten neben vaginalem Sex auch Blowjobs und Analverkehr, verschiedene Stellungen, Dreier mit anderen Escorts oder Paaren, Zungenküsse, erotische Massagen und Girlfriendsex. Einige Frauen haben außerdem BDSM-Praktiken und Fetisch-Sex im Repertoire. In der Branche tummeln sich immer mehr Trans-Personen und Callboys, die ihren Kunden jeden Wunsch erfüllen. 

Einige Huren bieten AO-Sex an, was „ohne alles“ (also ohne Kondom) bedeutet. Das ist laut dem Prostituiertenschutzgesetz, das eine Kondompflicht vorsieht, verboten. Auch wenn dieses Gesetz oft kritisch gesehen wird, weil Frauen stigmatisiert werden, sorgt es für den Schutz vor sexuell übertragbaren Krankheiten.

Autor: Vivien Schadewaldt

Vivien Schadewaldt ist zertifizierte ganzheitliche Sexualberaterin und erfahrene Erotik-Autorin. Sie ist außerdem Co-Host vom Sex-Podcast „Bedtime Talk“ auf Spotify.

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